Von Sabine Gottfried, Suhl, Wochenspiegel 20.03.2019
Raus aus dem Schneckenhaus, rein ins Kontaktcafé
Das Soziale Zentrum Suhl hat sich als lebendiges Haus der Begegnungen der 65 Selbsthilfegruppen, als Heimstatt, Ort des Austausches und der Ruhe fest etabliert und erweitert ständig seine Angebote. Was in über drei Jahren nach dem Umzug des Sozialen Zentrums von der Aue ins CCS im Herzen der Stadt für Rat suchende Bürgerinnen und Bürger, aber auch jene, die sich fit halten möchten, geschaffen wurde, dafür legte das jährliche Arbeitstreffen der Gruppen-Ansprechpartner ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Auch bewährte Partner und Vertreter der Stadt kamen zum Treff am Donnerstagabend, pflegten den Gedankenaustausch und holten sich Informationen zu neuen Begegnungsangeboten und bevorstehenden Terminen.
Nicht mit Anerkennung für das aktive Leben im Sozialen Zentrum sparte Bürgermeister Jan Turczynski. Mit 65 Selbsthilfegruppen und weiteren zehn unterschiedlichen Sportgruppen, die es in den lediglich fünf Räumen im Schnitt auf monatlich 165 Treffen und Beratungstermine bringen, habe sich die Einrichtung stark etabliert, sich mit Fachleuten gut vernetzt und werde auch im Zuge neuer Gebietsstrukturen für Suhler und Menschen aus der Umgebung unbedingt Bestand haben.
Das sei zuerst den Frauen und Männern zu verdanken, die sich vorn dran stellen, um die wichtige soziale Arbeit in den Gruppen am Laufen zu halten und zu bereichern. Sie erfassen jeweils fünf bis 50 Personen, zwei der größten Gruppen sogar 150 bis 200 Bürger. Der Leiterin des Sozial- und Gleichstellungsbüros der Stadt, Julia Schmatloch, zollte der Bürgermeister Lob und Anerkennung für ihre engagierte Koordinations- und Organisationsarbeit. Die Stadt fördert das Soziale Zentrum mit jährlich 2500 Euro. Die Palette der Selbsthilfegruppen (SHG) umfasst das gesamte Alphabet der Hilfe durch gemeinsame Selbsthilfe: von Allergie, Asthma, Alzheimer über Blasen- und Prostatakrebs, Depression, Diabetes bis hin zu Frauenkrebs, Multiple Sklerose, Osteoporose, Parkinson, Senioren helfen Senioren, Verwaiste Eltern oder Zwangserkrankungen. Durch nichts zu ersetzen, so Jan Turczynski, seien der persönliche Austausch in einer SHG, das Wohlfühlen und das Bewusstsein, nicht allein mit seinem Problem zu sein.
Neue Angebote
Wie dieser Anspruch künftig noch mehr Menschen nützen soll, dafür verkündete Julia Schmatloch Neuigkeiten. So werde die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke mit ihrer Jugendgruppe Mitteldeutschland Betreuungsangebote machen. Nach den Kontakten zur SHG Leukämie Südthüringen haben sich erste neue Mitglieder gemeldet. Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) wird über ihre Beratungsstellen in Neuhaus-Schierschnitz und Schmalkalden eine monatliche Sprechstunde in Suhl halten. Hier sollen jedem unabhängig von den Beratungen von Leistungsträgern Eingliederungshilfen zugänglich gemacht werden. Seit einiger Zeit unter dem Dach des Sozialen Zentrums berät die SHG Arm- und Beinamputierte. Für die Zusammenarbeit von chronisch Darmerkrankten oder den PC-Stammtisch des Vereins Senioren helfen Senioren sei das Limit der Möglichkeiten erfreulicherweise schon überschritten, weiß Julia Schmatloch. Seit einigen Monaten wirkt die Freiwilligenagentur zur Vermittlung Ehrenamtlicher in soziale Tätigkeiten.
Beirat wird gewählt
Die SHG Schneckenhaus, auf den Weg gebracht vor allem von Frauen in Vesser, hilft mit kreativen Beschäftigungen, Menschen aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Ganz neu ist auch das Kontaktcafé für Menschen in besonderen Lebenslagen, das durch das Sozialwerk Meiningen gGmbH nun immer mittwochs, 14.30 bis 16 Uhr, in den Räumen der Tagesstätte für psychisch kranke Menschen in Zella-Mehlis (Ruppbergpassage) seine Türen öffnet, um zusammen zu plaudern oder einfach nur zuzuhören. Zwölf Selbsthilfegruppen ruhen derzeit, und die Gleichstellungsbeauftragte wäre Menschen sehr dankbar, die als Ansprechpartner und Organisatoren bereit wären, sie wiederzubeleben.
Bei anstehenden organisatorischen Terminen ist vor allem die Wahl des neuen Selbsthilfebeirates mit acht Personen Anfang Juni im Fokus. Bereits vorgeschlagene und auch einverstandene KandidatInnen sowie die zahlreich Engagierten der Stadt lassen ahnen, dass dies keine schwieriger Akt werden wird.
Pressebeitrag: „Wochenspiegel“, 20.03.2019, Text + Foto: Sabine Gottfried